Erfahrungsberichte School Guest - 4 - 8 Wochen High School

Ein School-Guest-Aufenthalt ist eine tolle Gelegenheit, einmal in das Alltagsleben einer ausländischen High School hineinzuschnuppern. 4 bis 8 Wochen sind ein idealer Zeitraum, um einen ersten Eindruck vom Alltagsleben im Ausland zu erhalten. Für viele ist das der erste Schritt zum "Weltenbummler", dem noch weitere Auslandsaufenthalte folgen.

The Wisconsin Way of Life

Ein hübsches, gepflegtes Haus in einer süßen amerikanischen Bilderbuch-Vorstadt am Lake Michigan in Wisconsin – hier durfte ich im Herbst vier Wochen verbringen. Der Ort hat 13000 Einwohner und den Namen Whitefish Bay und liegt nur 15 Minuten von Wisconsins größter Stadt Milwaukee entfernt. Das Haus gehört der Familie Conant, deren Tochter Sarah, wie ich, 15 Jahre alt war. Ihre große Schwester Alexandra lebte nicht mehr zu Hause, sondern besuchte ein College in Ohio.

Am Morgen des Abflugs konnte ich es kaum abwarten, endlich meine Gastfamilie kennenzulernen, mit der ich schon viele E-Mails ausgetauscht hatte. Ich flog gemeinsam mit drei weiteren Jugendlichen, die auch an dem Programm teilnahmen und nicht weit von Whitefish Bay oder sogar im Ort selbst untergebracht waren.

Am Flughafen von Milwaukee wurde ich dann von meiner Gastfamilie freudig empfangen, die ein „Welcome Victoria“-Plakat in die Höhe streckte. Zuhause angekommen bekam ich zunächst eine kleine Hausführung und ein frisch gekochtes Abendessen. Meine Gastfamilie wollte, dass ich mich so zu Hause wie möglich fühlte. Deswegen war ich auch nicht in dem etwas abgelegenen Gästezimmer, sondern in dem Zimmer meiner Gastschwester Alexandra untergebracht, da sie im College wohnte. Ich war sofort hellauf begeistert von dem großen und hübschen Raum und fühlte mich während meines Aufenthaltes dort mehr als wohl.

Eines meiner Lieblingsfächer: World Culture

Ich besuchte die Whitefish Bay High School und hatte die gleichen Fächer wie meine Gastschwester Sarah, sodass sie mich herumführen und mir alles zeigen konnte. Der Schultag begann mir World Cultures – eines meiner Lieblingsfächer – in dem es um verschiedene Kulturen, Sprachen und Länder geht. Danach folgte Chemie, Englisch/Literatur und Computer. Nach der 4. Stunde hatten wir dann eine Stunde Lunch, in der wir das von zu Hause mitgebrachte Mittagessen aßen und redeten. Ich habe Lunch immer sehr genossen, da das Mittagessen meiner Gastmutter Ana immer sehr lecker war. Während der Pause kam man auch schnell mit den anderen Schülern ins Gespräch, die alle sehr interessiert und offen waren.

 In der 5. Stunde hatten wir dann Spanisch, danach Yoga und Mathe. Yoga war immer sehr witzig und entspannend und das Highlight meines Schultages. In den USA machen die meisten Schüler nach Ende des Unterrichts noch eine zusätzliche Aktivität, wie Orchester oder Football. Meine Gastschwester war im Schwimmteam, weswegen sie jeden Tag zwei Stunden Training hatte. Diese Zeit nutzte ich, um mit neu gewonnen Freunden etwas zu unternehmen oder Whitefish Bay auf eigene Faust zu erkunden, wozu mir Sarah ihr gelbes Retro-Fahrrad zur Verfügung stellte.

Gemeinsam frisch kochen statt Fast Food

Am Abend saß ich gerne in der Küche und habe mit Sarah oder meiner Gastmutter Ana geredet, während sie Abendessen kochte. Ana war von Fast Food nicht sehr begeistert und kochte sehr gut. Es machte mir viel Spaß, ihr dabei zu helfen oder ihr auch deutsche Gerichte wie Schnitzel mit Spätzle zu zeigen. 

Am Wochenende hatte sich meine Gastfamilie immer tolle Aktivitäten überlegt: an einem Wochenende waren wir in Milwaukee in einer großen Markthalle und probierten dort Essen aus verschiedenen Ländern. Oder wir fuhren nach Chicago, schauten uns Sehenswürdigkeiten wie „The Bean“ an und gingen ausgiebig shoppen. An einem Wochenende fuhren wir nach Ohio zur Miami University, an der meine Gastschwester Alexandra studierte. Sie zeigten mir einen typisch amerikanischen Campus und wir gingen zu einem Footballspiel der College Mannschaft. Am Abend trafen wir uns noch mit den Familien von Alexandras Freundinnen und machten an einem See ein großes Picknick.

Halloween-Kunstwerke in Häusern und Vorgärten

Da mein Aufenthalt im Herbst war, durfte ich Halloween miterleben. Viele Leute machten eine Kunst daraus, ihre Vorgärten und Häuser gruselig mit Spinnweben und Totenköpfen zu dekorieren und Kürbis zu schnitzen. Mir wurde von meinem Gastvater Scott die richtige Schnitztechnik gezeigt, und so habe auch ich einem Kürbis ein Gesicht verpasst. In Whitefish Bay gab es sogar ein Pumpkin-Festival, bei dem es live Countrymusik gab und man Caramel Apple und heiße Schokolade genießen konnte.

Meine Gastfamilie war zu einer Halloweenparty eingeladen worden, und meine Gastmutter nahm es sich zur Aufgabe, mir das perfekte Kostüm zusammenzustellen. Sie selbst ging als Fisch und Scott als Angler, ich war ein Flapper-Girl aus den 1920ern. Bei der Party waren wirklich viele witzige und aufwändige Kostüme dabei und alle waren sehr nett und neugierig, sodass ich an dem Abend sehr viele Fragen über das Leben in Deutschland zu beantworten hatte. 

Bessere Englischkenntnisse und viele tolle Eindrücke

Ich habe meine Zeit in den USA sehr genossen und war ganz begeistert von der Gastfreundlichkeit der Amerikaner. Die Leute sind offener als in Deutschland. Nach vier Wochen war ich sehr geübt im Smalltalk und hatte viele tolle und nette Leute kennengelernt. Als der Monat vorbei war, fiel viel es mir schwer, mich von Wisconsin mit seinen großen Seen, Autos und Shampoo-Flaschen zu verabschieden. Besonders hart war der Abschied von meiner Gastfamilie, bei der ich mich sehr wohl und geborgen gefühlt habe. 

Jetzt, wo ich wieder in Deutschland bin, kann ich sagen, dass mir dieser Monat sehr, sehr viel gebracht hat. Ich habe die amerikanische Kultur erleben können, meine englische Sprache hat sich sehr verbessert und ich habe viele tolle Eindrücke, Erlebnisse und Freunde gewonnen. Obwohl ich schon seit Längerem wieder in Deutschland bin, denke ich oft an die Wochen zurück und habe noch viel Kontakt zu meiner Gastfamilie. 

Victoria aus St. Georgen war im Oktober für vier Wochen als School Guest mit ICX in Whitefish Bay in Wisconsin.